Über den Tellerrand hinaussehen

Lebenshilfe spendet Einnahmen vom Integrativen Kulturfest an Parchimer Familie
Parchim • Die Zeile auf dem übergroßen Scheck, in der der Empfänger des Geldbetrages aufgeführt wird, reichte kaum aus. Mit einem dicken Filzstift hatte Liane Nemec von der Lebenshilfe Parchim geschrieben: Für eine Familie, die unschuldig in Not geraten ist!
„Diese Formulierung trifft es genau auf den Punkt”, sind sich Johanna Saguan und Monika Thieß vom Fachdienst Jugend im Landratsamt Ludwigslust-Parchim sicher. Denn genau solch einer Familie – einer alleinerziehenden Mutter mit mehreren Kindern – sollen die 370 Euro, die die Lebenshilfe jetzt an die Sozialpädagoginnen zur Weiterleitung übergab, zugutekommen.
Der Betrag kam während des Integrativen Kulturfestes am diesjährigen Stadtfestwochenende im Mai zusammen. Liana Nemec: „Diese Spende ist bereits zur Tradition geworden. Alle Einnahmen, die während der zwei Tage zum Beispiel beim Kinderschminken oder dem Verkauf von Lebenshilfe-Artikeln zusammen gekommen sind, gehen an unschuldig in Not geratene Menschen. In diesem Jahr hat eine Familie sogar ihr randvolles Sparschwein gespendet!”
Mit dieser Aktion möchten die Mitglieder der Lebenshilfe auch über den Tellerrand hinaussehen. „Wir sind täglich natürlich besonders für behinderte Menschen da”, sagt Liane Nemec. „Doch Härtefälle und Schicksalsschläge machen vor Niemandem halt.”
Die Mitarbeiterinnen des Fachdienstes Jugend freuen sich über das Engagement. Sie sehen täglich, dass sich viele junge Eltern bemühen, dass es ihren Kindern gut geht. Und das, obwohl sie oft selbst aus schwierigen Verhältnissen kamen. Das Problem: Die Grundsicherung zum Leben ist da, die Unterstützung des Fachdienstes, wie zum Beispiel die Beratung bei Pubertätsproblemen, der Haushaltsführung oder beim Behördenschriftverkehr (die keine Geldleistungen sind) werden durch ambulante Hilfen gewährleistet. „Doch viele Sachen”, gibt Johanna Saguan zu bedenken, „die für andere normal sind, wie Ausflüge, Urlaube, Klassenfahrten oder auch nur ein Kinobesuch, sind nicht finanzierbar.” Auch die Familie, an die die Lebenshilfe-Spende in diesem Jahr geht, gehört dazu.
Johanna Saguan: „Die Kinder der Familie haben noch nie die Ostsee gesehen. Ich bin mir sicher, dass zum Beispiel ein gemeinsamer Ausflug an die Küste enorme positive Auswirkungen auf den kleinen Familienverband haben wird.” So bestünde unter anderem die Chance, dass sich auch die Beziehungen zwischen den Kindern stabilisieren. Sie würden sehen, dass sie trotz aller Widrigkeiten eine Familie sind und könnten noch lange auch einmal von einem wirklich tollen Erlebnis berichten.

Foto: Liane Nemec (Mitte) übergab die Spende im Namen der Lebenshilfe an Johanna Saguan (l.) und Monika Thieß vom Fachdienst Jugend.

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